Umweltqualitätsstandards

Qualitätsstandards sind konkrete Bewertungsmaßstäbe zur Bestimmung von Schutzwürdigkeit, Belastung oder angestrebter Qualität, die für einen bestimmten Parameter bzw. Indikator Ausprägung, Messverfahren und Rahmenbedingungen festlegen.

Voraussetzung für die Standardsetzung ist die Existenz eines Parameters oder Indikators (z. B. SO2 oder Wassergüte), der gemessen werden kann (z. B. mit Messgeräten oder Saprobien).

Umweltqualitätsziele werden durch Umweltqualitätsstandards weiter operationalisiert, sodass auch Rechtsfolgen daran gebunden werden können.

Grafik zu Umweltqualitätsstandards
Systematisierung von Standards

sachliche Unterscheidung

SchutzstandardAnsatz bei Verursacher - regelt zulässige oder erwünschte Emissionen (z. B. maximal erlaubter SO2-Ausstoß einer Anlage)
Qualitätsstandard    Ansatz beim Schutzgut - beschreibt zu erhaltende oder zu schaffende Zustände (z. B. maximale SO2-Konzentration in der Luft)
 

Unterscheidung nach Verbindlichkeit

Diskussionswertaufzeigender Standard, der sich noch in wissenschaftlicher Diskussion befindet
Orientierungswert    empfehlender Standard, der von einer Gruppe von Fachleuten vorgeschlagen wird
Richtwerteinzuhaltender Standard, der durch ein autorisiertes Gremium gesetzt wird
Grenzwertverbindlich festgelegter Standard aus einem Gesetz, einer Verordnung oder einer Verwaltungsvorschrift, der ein Verschlechterungsverbot markiert
Leitwertverbindlich festgelegter Standard, der ein Minimierungsgebot markiert, um der Gefahr des Auffüllens von Grenzwerten entgegenzuwirken
 

Unterscheidung nach fachlicher Aussage

Schwellenwertbezeichnet einen vermuteten kritischen Punkt oder Bereich, ab dem rasante Prozesse der Umweltveränderung eintreten und z. B. Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten 
Normal- und Referenzwertbezeichnet die natürliche bzw. geogene Vor- bzw. Grundbelastung, die mangels Nachweisen auch abgeschätzt sein kann
critical load, critical levelkennzeichnet mithilfe von Antriebs- bzw. Zustandsindikatoren Eintragsraten bzw. Konzentrationen, bei denen nach bisherigem Wissen keine nachweisbaren Veränderungen bzw. Schäden an der Funktion und Struktur der Ökosysteme zu erwarten sind; entspricht im Wesentlichen dem Schwellenwertkonzept, wird aber nur für Schadstoffe angewendet 
critical structural changegilt für nicht-stoffliche Belastungen von Ökosystemen 
no-effect-level (NEL)  beizeichnet die Konzentrationen von Stoffen, bei denen keine Wirkung beim Schutzgut auftritt 
no-observed-(adverse-)effect-level (NOEL)bezeichnet die Konzentration von Stoffen, bei denen keine (nachteilige) Auswirkung beobachtet worden ist (z.B. mangels Messgenauigkeit) – dieser Begriff ersetzt NEL