Oberziele und abgeleitete Ziele

Oberziele

Oberziele dienen keinem übergeordneten Ziel sondern werden unhinterfragt als Selbstzweck verfolgt. Sie stellen die obersten Prämissen in Begründungsketten dar. Die Wissenschaften bauen auf primären Zielen als Prämissen auf.

Beispiele: Schutz der menschlichen Gesundheit, Erhaltung der Biologischen Vielfalt, Erhalt einer bestimmten Tierart in einem bestimmten Gewässer.

Abgeleitete Ziele

Aus Oberzielen können Unterziele abgeleitet werden. Abgeleitete Ziele sind nur dann nachvollziehbar, wenn die ihnen zugrunde liegenden übergeordneten Ziele bis zum primären Ziel offen gelegt werden.

Beispiel: Der Erhalt der Tierart ist nur realistisch, wenn geeignete Lebensräume existieren.

Sach- und Wertebene

Aussagen lassen sich entweder der Sach- oder der Wertebene zuordnen. Die Sachebene beschreibt Gegebenheiten, statistische Zusammenhänge, Sachverhalte, Prognosen, Naturgesetze. Sachaussagen beschreiben die Umwelt wie sie ist oder war. 

Die Wertebene umfasst Empfehlungen, Vorschriften oder Werturteile. Wertaussagen beschreiben die Umwelt wie sie aus Sicht des Betrachters sein soll. Ziele gehören zur Wertebene der Planung.

Beispiel

Sachebene: Im Bach leben Flussperlmuschel, Bachforelle und Bachneunauge.

Wertebene: Im Bach sollen wieder Flussperlmuschel, Bachforelle und Bachneunauge leben.

Grenzen von Zielsystemen

Starrheit kontra Flexibilität

Zielsysteme können Gefahr laufen, zu starr zu sein. Die Formulierung eines Leitbilds kann dazu verleiten, einen "Endzustand" zu planen und damit einer finalen Planung Vorschub zu leisten. Planung als Prozess braucht Leitbilder und Zielsysteme, die einen Rahmen bieten, der flexibel auszufüllen ist. 

Bei sehr flexiblen Leitbildern besteht jedoch umgekehrt die Gefahr, dass nahezu alles an Zielvorstellungen hineinpasst. Solche Leitbilder stellen Leerformeln dar, da die Orientierung in eine Richtung fehlt.

Durch konkrete Qualitätsziele soll der Unverbindlichkeit entgegengewirkt werden. Daher ist zu fragen, welche konkreten Ziele als Eckpfeiler nötig und welche eher zu Starrheit führen und daher verzichtbar sind.

Qualitätsziele und Standards

Stoffliche Standards (z.B. aus der Toxikologie) werden vielfach unter bestimmten engen Bedingungen entwickelt und sind daher nur bei Eintreffen dieser Bedingungen gültig. Toleranzbreiten und Schwellenwerte sind daher anzugeben. 

Eine einzelstoff-bezogene Standardsetzung ist unpraktikabel. Deshalb wird man sich in der Praxis auf "Leitindikatoren" oder "Schlüsselindikatoren" beschränken.

ExpertInnen-Leitbilder

Leitbilder werden oft entwickelt ohne die Betroffenen zu beteiligen. Daher werden sie als "ExpertInnen-Leitbilder" bezeichnet. Sinnvoll sind solche Leitbilder nur wenn aus einer bestimmten Sicht Stellung zu nehmen ist bzw. Interessen zu vertreten sind.

Wenn aber für Betroffene geplant wird, sollten diese bereits an der Leitbildbestimmung beteiligt werden. Dies schafft Akzeptanz und erhöht die Umsetzbarkeit.